Kohlarten wie Kohlrabi, Blumenkohl und Broccoli aber auch Federkohl gehören zu den beliebteren Gemüsen. Als Gärtnerin habe ich jedoch ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen. Essen tu ich sie ebenfalls gerne, aber sie machen im Anbau viel Arbeit und zehren an den Nerven, sodass ich sie eigentlich gerne aus dem Angebot streichen würde (was wohl aber bei den Kund:innen nicht so gut ankäme). Sie gehören zu den Kreuzblütlern, wozu nebst einigen Wildpflanzen auch viele Gründüngungen und Feldfrüchte (wie Senfkohl, Ölrettich oder Raps) in der Landwirtschaft sowie Radiesli und Rettich gehören. Wo viele Pflanzen der gleichen Familie sind, ist auch der Schädlingsdruck sehr hoch, da die Schädlinge viel Nahrung und Möglichkeiten zur Vermehrung haben.
Es beginnt kurz nach der Keimung, wo sie durch die Umfallkrankheit/Schwarzbeinigkeit (Pilze und Bakterien) schon zu Beginn ihres Lebens wieder absterben können.
Haben sie diese Phase überstanden, warten div. weitere Herausforderungen auf sie. Im Wachstum können sie Schädlinge wie Erdflöhe, Kohleulenraupe, weisse Fliegen, Kohldrehherzmücken, hartnäckige Blattläuse und die Raupen des kleinen und grossen Kohlweisslings und natürlich auch Schnecken plagen. Im Biolandbau werden häufig feinmaschige Netze verwendet um die Kohle vor den fliegenden Schädlingen zu schützen. Damit sie nützen, müssen zuerst mal die Setzlinge frei von jeglichen Eiern etc. sein, dann müssen die Netze ohne Löcher und Spalten aufgelegt werden und den Kohlen trotzdem genug Platz für das Wachstum bieten. Für jegliche Bearbeitung wie hacken oder jäten muss das Netz abgenommen und gleich wieder aufgelegt werden. Eine aufwändige Sache.
Doch mit den Schädlingen nicht genug, auch ungünstige Rahmenbedingungen können Schaden anrichten, ein gestörtes Nährstoffverhältnis kann zu Bor- oder Molybdänmangel führen, sie können durch unregelmässige Feuchtigkeit Platzen, können erfrieren oder Sonnenbrand bekommen.
Auch Viren, Pilze und Bakterien lieben Kohl: Kohlhernie, Rhizoctonia, echter und falscher Mehltau, Kohlschwärze, Fusarium, Phoma, die Liste liesse sich noch fortführen.
Kohlkulturen gehören mit zu den anspruchsvollsten Kulturen und brauchen meist relativ viel Pflanzenschutz. Zur Vorbeugung der Kohlwidrigkeiten setzen wir diverse vorbeugende Methoden ein. Angefangen bei der richtigen Fruchtfolge und den Schutzpflanzen bis hin zur Stärkung der Pflanzen durch Homöopathie und Kompostextrakt. Netze sind in unserem System nicht praktikabel, wir setzen sie daher zurzeit nicht ein.
Doch manchmal ist die Widerstandskraft ob all der Gefahren einfach nicht ausreichend und bevor wir die Kohle dann doch vom Menuplan verbannen, setzen wir gezielt Mittel und Nützlinge ein, die im Biolandbau zugelassen sind. Auch wenn uns dies eigentlich gegen den Strich geht, auch wir mögen es nicht, wenn Raupen aus dem Broccoli krabbeln.
Ich wünschte mir, dass Konsument:innen dem Zittern und Bangen der Gemüsegärtner:innen ob der Kohlkultur mehr Wertschätzung entgegenbringen und sich über eine gelungene Kultur freuen und auch kleine Makel akzeptieren würden.
Astrid Elsässer