Im Garten, vor allem im Schlag 3, leben offensichtlich Werren (Maulwurfsgrillen), die ab und zu an Wurzeln knabbern und die Beetoberfläche durch ihre Gänge durcheinanderbringen. Zugegeben auch meine erste Reaktion war: Da müssen wir was dagegen tun. Wenn wir im Garten Schädlinge haben, beschäftige ich mich immer zuerst mit den Schädlingen, möchte ihre Lebensweise und ihre Fortpflanzung verstehen, das hilft mir beim Abschätzen des Schadenpotenzials und beim Entwickeln der optimalen Lösung. Also habe ich mich mit den Werren befasst und je länger ich das getan habe, umso schwerer fiel es mir, mich zu entscheiden ob wir etwas gegen sie tun oder mit ihren Schäden leben sollen.
Die ungefähr 5cm langen Tiere sind vor allem nachtaktiv, man begegnet ihnen nur selten. Sie leben in unterirdischen Höhlen und ernähren sich von Insekten und deren Larven, Schnecken und Schneckeneiern (und somit auch von Schädlingen) und ab und zu eben auch von Pflanzenwurzeln. In der Nacht legen sie gleich unter der Erdoberfläche jeweils mehrere Meter neue Gänge an, und zwar unabhängig davon ob es auf dem Beet eine Mulchschicht hat oder nicht, Hauptsache der Boden ist locker. Diesem Wühlvorgang fallen auch Samen zum Opfer, welche dann in tieferen Bodenschichten oder neben den Reihen landen. Werren sind faszinierende Tiere, welche übrigens auch fliegen und sich lautstark bemerkbar machen können. Spannend ist auch, dass sie sich mehrere Monate sehr intensiv um ihre Brut kümmern und 10 Häutungen durchleben, bis sie erwachsen sind.
Was kann man gegen Werren tun:
- hohe Becher in den Boden eingraben und hoffen, dass sie auf ihrer nächtlichen Tour reinfallen und man sie so einfangen und andernorts wieder aussetzen kann
- Gegenspieler wie Vögel, Spitzmäuse, Igel fördern
- Homöopathie einsetzen damit sie umziehen (Maulwurfsgrille für Pflanzen D6)
- Nematoden (Fadenwürmer) ausbringen, sie sind natürliche Feinde der Maulwurfsgrille. Die Nematoden-Art Steinernema carpocapsae ist u.a. auf Maulwurfsgrillen spezialisiert. Die Nematoden dringen durch natürliche Körperöffnungen in ihre Wirtstiere ein, töten sie und nutzen diese für ihre eigene Ernährung und Fortpflanzung. Man kann damit nur eine Teilwirkung erzielen, d.h. es sterben nie alle Tiere ab, aber die Menge an Tieren wird vermindert, was automatisch zu weniger Schäden führt.
Der Lebensraum der Werre wurde immer stärker eingeschränkt, sodass sie in Deutschland auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten steht. Eigentlich kann man sich freuen, wenn man solche Tiere bei sich hat. Und genau das bringt uns in ein Dilemma: es sind seltene und faszinierende Tiere, sie selber fressen Schädlinge und gleichzeitig richten sie selber grosse Schäden an.
Im ganzen Garten setzen wir Homöopathie ein, um die Tiere dazu zu bringen auszuziehen, was allerdings momentan schwierig sein könnte, da sie jetzt dann mit der Brutpflege beschäftigt sein und daher jetzt wohl eher nicht umziehen werden. Ausserdem haben wir uns nach langem Ringen entschieden, dort wo wir die grössten Ausfälle haben (Schlag 3), Nematoden einzusetzen, nachdem wir mit Lebendfallen keinen Erfolg hatten. Wir konnten uns schlussendlich dazu entscheiden, weil wir wissen, dass nicht alle Tiere sterben werden. Wir werden weiterhin Werren bei uns haben, aber weniger und so die entstehenden Schäden auch verkraften können.
Spannender Radiobeitrag dazu: https://www.srf.ch/audio/ratgeber/werren-im-garten-leben-lassen-oder-bekaempfen?id=12015795